Erich Queckbörner: Two Points Upstairs – 40 Jahre Zollbeauftragter

Jetzt oder nie – wie alles begann
Erich begann seine berufliche Laufbahn in den 60er Jahren mit einer Ausbildung zum Großhandelskaufmann bei Glaskontor-Wolf in der Gießener Lahnstraße. 1977 legte er erfolgreich die Prüfung zum Bilanzbuchhalter bei der IHK ab. "Es war nicht immer leicht, nach einem langen Arbeitstag noch die Schulbank in der Abendschule zu drücken, aber ich wusste, es lohnt sich", erinnert er sich.
Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung stieß er zwei Jahre später auf eine Stellenanzeige, die ihn neugierig machte. "Die Anzeige klang interessant, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was mich im Detail erwartet. Ich dachte: Jetzt oder nie!"
Nach diesem Motto bewarb er sich um eine Stelle in unserer Buchhaltung. Aber wie das im Leben so ist, kam es erstens anders und zweitens als man denkt: "Die Stelle wurde schon vergeben, weil sich jemand intern darauf beworben hatte. Stattdessen bot man mir eine Stelle in der Zollabteilung an – ein völlig neues Feld. Ich wusste nichts über Zollarbeit, aber ich war bereit, es zu lernen.", sagt er.
"Die ersten Wochen waren sehr intensiv. Es war wie eine neue Sprache zu lernen, aber genau das machte den Reiz aus." Der Wechsel in diese Rolle war nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern auch ein Wendepunkt in seiner Karriere – ein Weg voller Verantwortung, den er mit Leidenschaft gegangen ist.
Neue Aufgaben mit Nadel & Faden
Die Zollabwicklung erforderte vor allem eines: Genauigkeit. Denn die Bestände an Heizöl, Diesel und später auch Benzin, Industrieöl und Flüssiggas mussten lückenlos überwacht und dokumentiert werden. Jeder Tank, jede Füllung musste exakt erfasst werden – keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, wie streng die steuerlichen Vorgaben waren. "Präzision war von Anfang an gefragt", erinnert sich Erich, "jede Abweichung hätte sofort Fragen aufgeworfen. So wurde die exakte Bestandskontrolle für ihn zu einer Aufgabe, die akribische Genauigkeit und ein wachsames Auge verlangte.
Neben der handschriftlichen Buchführung musste er sich in völlig neue Themen wie Lagerüberwachung und Zollvorschriften einarbeiten. "Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich musste mich völlig neu orientieren", gibt er zu. "Aber gerade das hat die Aufgabe so spannend gemacht."
Gemessen wurden die Bestände mit Hilfe von Peilsystemen, die den Füllstand in den Tanks erfassen. "Früher haben wir das alles manuell gemacht, später haben elektronische Systeme die Arbeit extrem erleichtert." Die Daten waren wichtig für die Steuerabrechnung und mussten jederzeit einer Zollkontrolle standhalten. "Es durfte keine Unregelmäßigkeiten geben“, betont er. "Deshalb wurden die Zollbücher mit Nadel und Faden versiegelt. Kein Blatt durfte herausgenommen werden, alles musste dokumentiert werden – auch Fehler. Änderungen mussten durchgestrichen und mit Datum und Uhrzeit vermerkt werden", erklärt Erich die strengen Anforderungen.
Hinter den Zahlen stecken Geschichten
Dass die Füllstände unserer Tanks mit Peilsystemen gemessen werden, dürfte nach dem letzten Abschnitt bekannt sein – doch manchmal lief diese scheinbar routinemäßige Arbeit nicht ganz so reibungslos.
Zwischen den Kollegen gab es öfter mal kleine Neckereien, auch wenn die Arbeit viel Verantwortung mit sich brachte. Erich lacht noch heute, wenn er sich daran erinnert. Es war an einem regnerischen Tag, als er oben auf dem Tank stand, um die Füllstände manuell zu überprüfen. Dabei gab er seinem Kollegen unten klare Anweisungen, während der Messung keine Beladungen aus dem Tank vorzunehmen, da jede Entnahme die Füllstandswerte verfälschen würde. Doch genau das passierte. "Ich habe oben die Messwerte erfasst, aber die haben sich ständig verändert.Bei so einer wichtigen Aufgabe war das natürlich erst mal irritierend, und ich konnte mir nicht erklären, was da los war", erinnert sich Erich. Als er schließlich durchnässt wieder unten ankam, wartete die Auflösung auf ihn – sein Kollege grinste ihn nur an und hatte offensichtlich währenddessen den Tank entleert. "Da war mir sofort klar, warum die Werte nicht stimmten", erzählt er schmunzelnd.
Eine weitere von Erichs Anekdoten dreht sich um ein Maßband, das bei der Peilung eines Heizöltanks hängen blieb: "Das Metallgewicht am Ende liegt wahrscheinlich heute noch dort. Das hat zwar keine großen Auswirkungen, zeigt aber, wie unberechenbar die Arbeit manchmal sein kann", erzählt er lachend. Solche kleinen Zwischenfälle brachten Abwechslung in den Arbeitsalltag und bleiben unvergessen.
My name is Queckbörner
Unsere damalige Zusammenarbeit mit der US-Armee war für Erich eine der spannendsten Aufgaben seiner Laufbahn. Die amerikanischen Militärbasen in Deutschland mit ihren weitläufigen Anlagen, Unterkünften und Flugzeughangars waren auf eine zuverlässige Versorgung mit Heizöl und anderen Energieprodukten angewiesen. "Unsere Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Infrastruktur jederzeit funktionierte – sowohl in den Unterkünften als auch in den technischen Einrichtungen", erklärt Erich.
Die Jahresverträge mit der US-Armee waren detailliert und komplex. Von der Preisgestaltung bis zu den technischen Anforderungen an das Heizöl musste alles genau abgestimmt werden. "Man musste genau aufpassen, dass alles passt - von den Spezifikationen bis zu den Zahlungsbedingungen", erinnert sich Erich.
Das war nicht nur logistisch anspruchsvoll, sondern auch kulturell eine spannende Herausforderung. Die Verhandlungen fanden fast ausschließlich auf Englisch statt. "Wenn mir ein Wort nicht einfiel, habe ich so lange um den heißen Brei herumgeredet, bis ich es wieder auf den Punkt gebracht hatte", erzählt er schmunzelnd.
Eine Situation ist bis heute unter den damaligen Kolleginnen und Kollegen legendär – denn, wie man sich vielleicht denken kann, ist der Name "Queckbörner" im englischen Sprachraum nicht ganz so geläufig. So gab es immer wieder Momente zum Schmunzeln. "Wenn ich meinen Namen buchstabieren musste, sagte ich immer: 'My name is Queckbörner… it is Q-u-e-c-k-b-o with two points upstairs r-n-e-r.' Darüber haben sich die Kollegen bei der US Army immer amüsiert", erzählt Erich mit einem Augenzwinkern.
Abschied nach vier Jahrzehnten
Ob es um die Führung versiegelter Zollbücher, die Abstimmung mit internationalen Partnern oder den Umgang mit neuen Technologien ging – Erich meisterte jede Aufgabe mit Sorgfalt, Weitsicht und seiner unverwechselbaren Art. Er war nicht nur ein echter Fachmann in seinem Gebiet, sondern auch eine geschätzte Persönlichkeit.
Danke, Erich, für 40 Jahre voller Engagement – und natürlich für "two points upstairs". Deine Geschichten und dein Einsatz werden noch lange in Erinnerung bleiben!
