Lucas Smajek: Ein Blick in die Zukunft
In unserem ersten Interview hat uns Lucas Smajek bereits interessante Einblicke in das Handelsgeschäft gegeben. Als Geschäftsführer wird er in Zukunft mehr und mehr die Leitung des Unternehmens übernehmen. Mit einem tiefen Verständnis für die Komplexität des Geschäfts und einem klaren Blick in die Zukunft zeigt er, dass er bereit ist, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Ein klarer Prozess des Übergangs
Wenn es etwas gibt, worüber man sich bei ROTH Energie trotz aller Dynamik auf dem Energiemarkt keine Sorgen machen muss, dann ist es die Zukunftsplanung. Lucas Smajek erklärt offen, dass der Übergang im Unternehmen gut durchdacht ist. "Bei Katharina und mir ist es so, dass wir relativ früh in die Geschäftsführung eingestiegen sind. Das ist auch ein klares Bekenntnis unserer Mutter, auch um der Belegschaft zu zeigen: Hier kommt die neue, vierte Generation, es geht weiter mit dem Familienunternehmen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Statement.
Ein Bereich, der zu den Aufgaben von Lucas Smajek gehören wird, ist die komplexe Lieferkette des Unternehmens. "Dieser Bereich ist von zentraler Bedeutung und es ist wichtig, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen, um den schwankenden Preisen und der Volatilität des Marktes entgegenzuwirken. Wir bilden die gesamte Lieferkette ab, vom Einkauf über die Distribution bis hin zum Management der Warenströme", erklärt Lucas.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist "die ganze Kunst rund um die Börse und den Einkauf. Das ist ein Thema, das zu 95 Prozent noch bei meiner Mutter liegt und sehr komplex ist", gibt er zu und ist überzeugt, dass er mit der Zeit in diese Rolle hineinwachsen wird. "Es gibt noch viel zu lernen, aber das kriegen wir hin."
Die Aufgaben sind klar verteilt, wobei er nach und nach in immer mehr Bereiche hineinwächst. "Meine Mutter und ich teilen uns die Aufgaben auf", erklärt Lucas Smajek. "Letztlich geht es darum, dass mein Anteil an den verschiedenen Themen in Zukunft immer größer und ihr Anteil immer kleiner wird." Der Übergang erfolgt schrittweise, während sich Christiane Roth immer mehr aus dem Tagesgeschäft zurückzieht und strategisch beratend zur Seite steht, wird Lucas Smajek ihren Bereich komplett übernehmen. "Das ist ein klares Commitment, das wir auch untereinander haben, und das ist schön, weil ich in allen Bereichen noch sehr, sehr viel von ihr lernen kann", betont er.
Zuhören & gemeinsam entscheiden
Ein wichtiger Aspekt seiner Führungsphilosophie ist es, die Meinungen und das Feedback der Menschen im Unternehmen ernst zu nehmen. Lucas betont, dass er großen Wert auf eine offene und ehrliche Kommunikationskultur legt, auch wenn dies manchmal unangenehm sein kann. "Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich sehr sachlich mit Kritik umgehe. Es ist wichtig, dass ich Leistung beurteile und nicht persönliche Sympathien“, erklärt er. Er ist davon überzeugt, dass ein kollegialer Führungsstil nicht nur zu besseren Entscheidungen führt, sondern auch das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stärkt. "Deshalb ist es mir persönlich auch sehr wichtig, dass ich mir natürlich auch die Meinungen aus dem Team anhöre."
Lucas sieht seine Aufgabe nicht nur darin, Entscheidungen zu treffen, sondern auch dafür zu sorgen, dass diese vom Team mitgetragen werden. "Wenn ich eine Entscheidung treffe und keiner meiner Kolleginnen und Kollegen steht dahinter, nützt das am Ende des Tages niemandem. Gerade die Perspektiven der Dienstälteren, die über einen immensen Erfahrungsschatz verfügen, sind mir wichtig. Ich wäre schlecht beraten, wenn ich das nicht in meine Entscheidungen einbeziehen würde."
Chancen & Risiken im Energiemarkt
Was neue Geschäftsfelder angeht, bleibt Lucas Smajek pragmatisch. Themen wie Wasserstoff oder Elektrotankstellen sieht er zwar als mögliche Zukunftsmärkte, hält sich aber vorerst zurück. "Wasserstoff wird oft als Energieträger der Zukunft gesehen, aber in den letzten Monaten hat der Markt durch den Wegfall von Subventionen einen Dämpfer erhalten", sagt er. Statt blind in neue Märkte zu investieren, werde man sich darauf konzentrieren, den bestehenden Markt zu beobachten und auf Entwicklungen zu reagieren. "Wir müssen nicht unbedingt die Ersten sein, die mit einer neuen Technologie auf den Markt kommen. Wir beobachten ständig den Markt, tauscht sich auch mit den Mitbewerbern aus und wenn sich eine Möglichkeit ergibt, wird gehandelt. Wir möchten Chancen nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen."
Derzeit liegt der Fokus auf der Einführung der HVO und der Weiterentwicklung im Bereich Wärmeservice. Gleichzeitig bleibt die Geschäftsführung offen für weitere neue Bereiche, achtet aber genau darauf, ob sich die Investitionen lohnen. "Es ist wie im Bundestag: Je mehr kleine Splitterparteien ich habe, desto weniger Konsens finde ich. Wenn der Markt zu klein ist und man kein Geld verdienen kann, bleibt man erst mal draußen. Insgesamt ist das Unternehmen in seiner jetzigen strategischen Ausrichtung gut aufgestellt."
"Unser Vorteil ist die eigene, gut ausgebaute Infrastruktur. So können wir flexibel auf neue Entwicklungen reagieren." Ein Beispiel dafür ist die Einführung von HVO. "Als wir entschieden haben, dass wir HVO einführen wollen, haben wir sofort begonnen, unsere Tankstellen entsprechend umzurüsten." Auch im Bereich der E-Ladestationen wäre eine solche Anpassung prinzipiell möglich, wenngleich dies eine Frage der Kosten und des Aufwands ist.
In den letzten Jahren ist das Unternehmen stark gewachsen und auch für die Zukunft ist ein weiteres Wachstum geplant. Lucas Smajek beschreibt die Marktsituation als "Kampf ums Produkt", bei dem vor allem kleinere Händler nach und nach vom Markt verschwinden. "Viele kleine Händler geben ihr Geschäft auf, weil die Bedingungen immer schwieriger werden. Diese Chance wollen wir nutzen, um durch Zukäufe zu wachsen und uns für die Zukunft zu positionieren." Dabei betont er jedoch, dass das Wachstum mit Bedacht erfolgen muss: "Wir wollen nicht einfach jeden Händler kaufen, sondern er muss zu uns und unseren Werten passen." Damit unterstreicht er, dass trotz des Wachstums der oft zitierte familiäre Charakter und der Zusammenhalt im Unternehmen erhalten bleiben sollen.
Gut gerüstet für die Zukunft
Lucas Smajek blickt zufrieden auf die Fortschritte der letzten zwei Jahre zurück. Er hat sich bewusst dafür entschieden, zunächst die verschiedenen Abteilungen und Prozesse kennenzulernen, bevor er sich in die detaillierteren und komplexeren Themen einarbeitet. "Es ist gut, dass wir in den anderen Unternehmensbereichen schon so weit sind", sagt er. Diese Herangehensweise hat es ihm ermöglicht, das Unternehmen von Grund auf zu verstehen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Für die Zukunft des Familienunternehmens sieht sich Lucas Smajek bestens gerüstet. "Ich fühle mich für die kommenden Aufgaben definitiv gut vorbereitet", sagt er zuversichtlich. Dennoch ist er sich bewusst, dass noch viele Themen auf der Agenda stehen. "Umso schöner ist es, dass wir keinen großen Zeitdruck haben", erklärt er. Da seine Mutter weiterhin aktiv im Unternehmen mitarbeitet, haben sie gemeinsam noch viel Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen und die Übergabe in Ruhe zu gestalten.
Ein zentrales Anliegen hat Lucas Smajek zum Schluss noch. "Mein persönlicher Wunsch für die Zukunft ist – und das habe ich mein ganzes Leben schon so erlebt –, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stolz darauf sind, für die Firma ROTH zu arbeiten. Denn, seien wir mal ehrlich, ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten wir dieses Unternehmen nicht am Laufen halten und sind vor allem deshalb so erfolgreich."
Sein kollegialer Führungsstil und sein Verständnis für die komplexen Herausforderungen des Geschäfts werden ihm sicher helfen, dieses Ziel zu erreichen. Ein spannendes Kapitel liegt vor uns!
